Pressemeldung Nr. 71 vom

Kultusministerium muss nacharbeiten:Julia Willie Hamburg: „Prinzip Hoffnung trägt nicht über den Herbst – Minister muss konkrete Maßnahmen entwickeln um Schulschließungen zu vermeiden“

„Es ist frustrierend, bei jeder Pressekonferenz des Ministeriums den Eindruck zu bekommen, dass vorausschauende Planungen und Ideen für den Fall ansteigender Infektionszahlen fehlen.“

Darum geht’s

Das Kultusministerium hat heute in einer Pressekonferenz vorgestellt, wie es nach den Sommerferien weitergehen soll. Aufgrund niedriger Infektionszahlen sei das Szenario A durchführbar. Falls sich die Lage verändere, seien die beiden weiteren Szenarien ausreichend. Wie es in den Schulen weitergehe, hänge von den Infektionszahlen ab, das habe das Ministerium nicht in der Hand.

Das sagen die Grünen

Julia Willie Hamburg, schulpolitische Sprecherin

„Es ist frustrierend, bei jeder Pressekonferenz des Ministeriums den Eindruck zu bekommen, dass vorausschauende Planungen und Ideen für den Fall ansteigender Infektionszahlen fehlen. So droht Niedersachsen bei steigenden Zahlen wieder auf Schulschließungen zurückfallen zu müssen. Dabei muss doch das Ziel sein, diese zu vermeiden und für Eltern, Kinder und Schulen möglichst lange verlässliche Strukturen zu gewährleisten. Wer hat etwas davon, wenn die Schüler*innen jetzt kurzzeitig in Kohorten von um die 100 Schülerinnen und Schüler in der Schule wieder Alltag erfahren, wenn die Konsequenz danach dann die Schulschließung ist? Andere Bundesländer zeigen, dass gerade zu Beginn, wenn Reiserückkehrende Infektionen in die Schulen tragen, die Schulen schnell wieder geschlossen werden müssen.

Ich fordere den Minister deshalb auf, Vorsorge zu treffen und die Schulen auf steigende Zahlen vorzubereiten und Ansteckungen an Schulen bestmöglich zu vermeiden. Dazu zählt, Reiserückkehrende nicht sofort in die Schulen zu holen und Konzepte mit Abstand weiter zu ermöglichen. Auch ist absolut unverständlich, dass die Corona-Maßnahmen an Schulen nicht nach Altersgruppen, sozialen Kriterien und Förderbedarfen unterschiedlich ausfallen. Wichtig sind auch konkrete Maßnahmen. Mit Blick auf den Herbst und Winter zum Beispiel, wo dauerhaftes Lüften unrealistisch wird, wird es entscheidend sein, jetzt bereits ein Investitionsprogramm für Lüftungsanlagen auf den Weg zu bringen. Und was spricht dagegen, schon jetzt nach Ausweichräumlichkeiten, wie zum Beispiel Messe- oder Stadthallen zu suchen, in denen Unterricht mit Abstand und guter Lüftung auch im Winter möglich ist. Bezeichnend ist auch, dass sich das Kultusministerium für die Organisation des Schülerverkehrs nicht zuständig fühlt und lediglich auf die Kommunen und die Maskenpflicht verweist.

Der Ministerpräsident sorgt sich um die Kinder, die zuhause nicht ausreichend gefördert werden und deshalb den Anschluss verlieren. Die Schulöffnung alleine ist hier nicht die Antwort. Vielmehr sollte der Ministerpräsident dafür Sorge tragen, dass diese Kinder mit digitaler Infrastruktur ausgestattet werden, Lernräume und Begleitung durch Lehrkräfte auch in Zeiten der Schulschließungen erhalten und die Notbetreuung und der Präsenzunterricht im Szenario B nach sozialen Kriterien ausgerichtet wird. Die Sommerschule in Hannover hat gezeigt, wie erfolgreich ein solcher Weg sein kann. Auch führt die Priorität auf den Pflichtunterricht am Ende dazu, dass Förderunterricht und sonderpädagogische Zusatzbedarfe hinten runterfallen – das ist eine fatale Schwerpunktsetzung. Hier gilt es gegenzusteuern. Damit würde er gewährleisten, dass auch bei steigenden Infektionszahlen nicht die Kinder die großen Bildungsverlierer werden, die ohnehin schon benachteiligt sind.“

Zurück zum Pressearchiv