Statement :Julia Willie Hamburg: Kurz vor Ferienbeginn setzt Kultusminister immer noch auf das Prinzip Hoffnung

Sich nun auf das Szenario für einen Regelbetrieb der Schulen mit ein wenig mehr Vorgaben für Mund-Nasen-Schutz zu konzentrieren, basiert auf dem Prinzip Hoffnung, dass die Corona-Pandemie in Deutschland so gut wie überwunden ist. Das ist riskant. Die beiden anderen Szenarien hat der Minister nicht weiterentwickelt:

Kultusminister Tonne hat am Dienstag (7. Juli) drei mögliche Szenarien für den Schulbetrieb nach den Sommerferien vorgestellt. Er geht dabei trotz weiter bestehender Corona-Pandemie und Infektionsgefahren von einem modifizierten Regelbetrieb aus.

Julia Willie Hamburg, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin:

„Es ist schon zynisch und dreist, den Schulen eine Woche vor Ferienbeginn drei Szenarien auf den Tisch zu legen und dieses späte Handeln als Schritt zur Planungssicherheit für die Schulen zu beschönigen. Sich nun auf das Szenario für einen Regelbetrieb der Schulen mit ein wenig mehr Vorgaben für Mund-Nasen-Schutz zu konzentrieren, basiert auf dem Prinzip Hoffnung, dass die Corona-Pandemie in Deutschland so gut wie überwunden ist. Das ist riskant. Die beiden anderen Szenarien hat der Minister nicht weiterentwickelt: Plan B ist lediglich der Status Quo und Plan C ein kompletter Shutdown. Warum der Kultusminister die Schulleitungen und Lehrkräfte auf diese drei sehr einfachen Szenarien bis eine Woche vor Ferienbeginn warten lässt, bleibt ein Rätsel. Die Schulen haben in den letzten Monaten an ihren Belastungsgrenzen gearbeitet und hätten hier früher eine Orientierung gebraucht – normalerweise planen Schulen das kommende Schuljahr bereits im Mai. Jetzt haben sie nur wenige Wochen, noch dazu in den Ferien, Zeit und lediglich teilweise sehr unklare Rahmenbedingungen.

Viele, vor allem soziale Probleme, die sich in den vergangenen Monaten in den Schulen gezeigt haben, werden mit den Szenarien nicht gelöst. Das gilt für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf ebenso wie für finanzschwache Familien, die immer noch kein digitales Endgerät haben. Diese Probleme liegen lange auf dem Tisch: Gelöst sind sie noch immer nicht. So bleibt die Bildungsgerechtigkeit auf der Strecke.

Zentrales Problem für Niedersachsens Schulen und damit auch für diese Szenarien sind und bleiben die fehlenden Lehrkräfte. Eine Mangelsituation, die durch Corona noch verstärkt wird, kann nicht durch den Wegfall von wichtigen Nachmittagsangeboten kompensiert werden.

Hintergrund

Es fehlt für Niedersachsens Schulen unverändert an Konzepten für all die Kinder, die derzeit die großen Bildungsverlierer sind. Die steuerliche Anerkennung digitaler Endgeräte als Lernmittel und eine Ausstattung aller Kinder mit digitalen Endgeräten ist immer noch in weiter Ferne. Kinder, die in der Schule dringend mehr Begleitung und Unterstützung brauchen, fallen bisher beim Kultusministerium durch jedes Raster. Das Primat der Stundentafel gegenüber der wichtigen sonderpädagogischen Unterstützung war schon immer falsch – unter Corona-Bedingungen führt dieses Verfahren zu einer Exklusion an Niedersachsens inklusiven Schulen. Für Kinder, die zur Risikogruppe gehören oder mit Angehörigen zusammenleben, die zur Risikogruppe gehören, gibt es ebenfalls keinerlei Konzepte. Insbesondere die Haupt-, Real- und Oberschulen sind in der Corona-Krise durch solche Probleme doppelt und dreifach belastet. Gerade hier braucht es Antworten für eine bessere personelle Ausstattung.

 

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