Unterrichtsversorgung auf Tiefstand - Kultusminister mit negativer Halbjahresbilanz für Schulen:Grüne: Auf Schönreden folgen Durchhalteparolen für die Schulen - Fehlende Corona-Vorsorge und zu wenig Lehrkräfte

Das Schönreden der Lage an den Schulen haben wir auch in den vergangenen zwei Jahren Corona-Pandemie zur Genüge erlebt. Den Präsenzunterricht zu Recht als vorrangig zu erklären, ist das Eine. Nur haben die Landesregierung und ihr Minister leider nicht gleichzeitig alles getan, um den Unterricht und die Schulen so pandemiesicher wie möglich zu machen.

Kultusminister Tonne hat am Mittwoch (2.2.) zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres eine Zwischenbilanz zur Lage an Niedersachsens Schulen gezogen. Es fehlen noch mehr Lehrkräfte als bereits im vorigen Jahr. Damit sinkt die Unterrichtsversorgung auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Aus Sicht der Grünen-Opposition rächt sich jetzt, dass der Minister den kontinuierlich gestiegenen Mangel an Lehrkräften bislang stets schöngeredet hat. In der Corona-Pandemie belastet das Schüler*innen, Eltern und Schulen doppelt. Denn mangelnde Vorsorge kennzeichnet bisher auch die Corona-Schutzmaßnahmen, die trotz vieler Möglichkeiten über Masken- und Testpflicht kaum hinausgehen.

Julia Willie Hamburg, Fraktionsvorsitzende und schulpolitische Sprecherin:

Die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen ist auf einem neuen Tiefstand angekommen. Und anders als Kultusminister Tonne es glauben machen will, ist das keine Überraschung. Der Kultusminister versucht, dies mit mehr Elternzeit bei den jungen Lehrkräften zu erklären. Er streut der Öffentlichkeit Sand in die Augen. Er verschweigt, dass die Ausbildungsmisere für den Lehrer*innenberuf insbesondere für Grund-, Haupt- und Realschulen seit langem bekannt ist. Er verschweigt auch, dass die Rückkehr zum Abitur nach der 13. Klasse nicht mit ausreichend Lehrkräften unterfüttert war. Anstatt wieder zu erzählen, man wolle das jetzt schnell korrigieren, ist Ehrlichkeit gefordert. Angesichts des bevorstehenden Ausscheidens vieler Lehrkräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen brauchen Niedersachsens Schulen endlich eine Strategie, wie übergangsweise mit diesem Mangel umzugehen ist, anstatt ihn erneut wegzudiskutieren. Dazu gehören kurzfristig eine Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben und mehr multiprofessionelle Teams. Dazu gehört die Lehrkräftebedarfsprognose ehrlich zu führen und in dem Bereich der Grund-, Haupt-, Real- und Oberschullehrkräfte die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Nur dann wird es auch wieder mehr Nachwuchs geben.

Das Schönreden der Lage an den Schulen haben wir auch in den vergangenen zwei Jahren Corona-Pandemie zur Genüge erlebt. Den Präsenzunterricht zu Recht als vorrangig zu erklären, ist das Eine. Nur haben die Landesregierung und ihr Minister leider nicht gleichzeitig alles getan, um den Unterricht und die Schulen so pandemiesicher wie möglich zu machen. Das Mantra des Ministers in den vergangenen zwei Jahren lautete: ‚Die Schulen sind pandemiesicher‘. Doch das entsprach leider nie der Wirklichkeit.

Inzwischen ist Omikron in den Schulen spürbar angekommen. Noch immer konzentriert sich die Corona-Vorsorge auf Masken- und Testpflicht und regelmäßiges Lüften. Das alles ist wichtig, aber nach zwei Jahren bitterer Pandemieerfahrung doch erkennbar zu wenig. An Ideen und Konzepten für mehr Vorsorge hat es nicht gemangelt. Es fehlt der Wille der Landesregierung, dies entschlossen umzusetzen. Die Regierung Weil/Althusmann und ihr Kultusminister haben die Prioritäten anders gesetzt, als wir es getan hätten. Dafür trägt die große Koalition aus SPD und CDU die Verantwortung.

Wir brauchen eine „Konzertierte Aktion“ zum Einbau von Luftfiltern und Lüftungsanlagen, die bisher nur widerwillig vom Land gefördert wurden. Wir brauchen beim Transport per Schulbus eine Entzerrung, so dass Schüler*innen nicht länger in vollbesetzten Bussen zur Schule und wieder nach Hause fahren. Kurzfristig wäre das Verteilen von sicheren FFP2-Masken in den Schulen eine sinnvolle Maßnahme. Die Lehrkräfte und Erzieher*innen müssen für die knappen PCR-Tests eine Priorität wie z.B. Pflegeberufe bekommen. Die Rückkehr zu dem sogenannten Kohortenprinzip scheint zudem bei den hohen Infektionszahlen angezeigt. Die permanente Gefahr von Infektionen hat Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern in Daueralarmbereitschaft versetzt. Das ist kräftezehrend und für viele inzwischen zermürbend. Durchhalteappelle und die Aussicht auf Lockerungen irgendwann helfen aktuell kaum.

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